Bohren & der Club of Gore
Meine allererste Begegnung mit
dem Club of Gore fand in den Räumlichkeiten einer auf
Unterhaltungselektronik spezialisierten Händlerkette statt. Genauer
gesagt bei den unter "Dance" einsortierten Compact Discs.
"Hm, das ist mal ein Bandname, gehören die nicht in die Grunztütenecke?",
schoss es mir durch den Kopf. Nein Mann, der Club spielt in einer Liga für
sich. Dessen Selbstbeschreibung lautet "Horror Jazz". Klingt auf
den ersten Blick recht plakativ, ist jedoch eine Einschätzung, die ihrer
Musik sehr nahe kommt.
Rein instrumental verbreiten Bohren und der Club of Gore eine Stimmung mit
einem Faible für das Mysteriöse und Zwielichtige. Black Earth. Ein
typischer Novembertag geht zu Ende, es wird allmählich zappenduster, der
schwarze Kater schnarcht. Fröstelndes Schauern, der Atem wird sichtbar
und die Wanduhr scheppert zur vollen Stunde. Midnight Black Earth. Arschkalt
da draußen, Nebelschwaden kriechen umher, türmen sich auf zu schier
undurchdringbaren Mauern.
In einem Mal, gänzlich unvorbereitet, schreckt der Körper zusammen, wenn
der tief doomige Kontrabass einsetzt in den Rhythmus des schleppend
langsamen, mit dem Besen gespielten Schlagzeugs. Der Bass geht durch Mark
und Bein, umklammert Dich mit festem Griff. Mami. Kein Entkommen. Mein
Gore, äh Blut stockt. Eine unglaubliche, kriechende Schwere macht sich
breit. Maximum Black. In einem Scénario extraordinaire, umrandet von
Totenkopf & Konsorten erzeugen Fender Rhodes und Mellotron eine Düsternis
im Sensenmann-Format. Grave Wisdom auf großer Fläche. Willkommen, der
Eintritt in den Hades, die dunkle Schattenwelt ist heute mal für
umme.
Undefinierbare Gestalten huschen umher, knöcherne Stolperfallen, Skeletal
Remains, zieren den Weg der Särge an den Ort ihrer Bestimmung, den die
formvollendet samtschwarzen Klänge des Saxophons begleiten bzw. umgeben.
The Art of Coffins eben oder wenn die Gondeln Trauer tragen. Wo andere
ihre Instrumente malträtieren und bemüht evil ins Mikro röcheln, zeigen
Bohren und der Club of Gore wie man gekonnt mit wenigen schlichten
Mitteln, ohne Pentagramm und sonstigen Kokolores, eine authentische
Atmosphäre der Finsternis schaffen kann, die auch Alptraum-Fredi von der
Elmstraße gut zu Gesicht stünde. Gute Nacht. www.laut.de
CDs: 'Sunset Mission', 'Midnight Radio', 'Black Earth'.
www.http://www.youtube.com/watch?v=W2zkN74s72M
Ich weiß nicht, was das mit Euch macht, mich.............
|