Soli Party für Heidi

...nun hing der gute Mann schon seit einer Woche wie ein nasses Handtuch in der Sofaecke bei Paulchen Breitner daheim.Der war inzwischen auch schon leicht angenervt. „Am dritten Tag stinkt der Fisch und der Gast“, zischte Paule, als wir uns in der Küche begegneten. „Weiß ja auch nicht, was mit ihm los ist!“ gab ich ratlos zurück. Letzter Ausweg: Paule holte einen selbst gebrannten Kellergeist aus dem Wandschrank und schenkte kräftig ein. Hui, das Zeug war definitiv konkurrenzfähig, zog ordentlich die Fäden aus der Wunde. Und endlich rückte der Kaiser mit den harten Fakten raus. Tja, und das war tatsächlich mal RTL 2 Action News: Franz hatte mächtig Ärger zuhause. Heidi wurde gemobbt! In Kitzbühel! Von Franzens Ex-Perle Sybille! Dicker Zickenzoff mit allen Zutaten! Na, wir hatten uns sowas schon gedacht.

Neulich, bei Zwanzigers Einstiegsparty in der Schneise, hatten sich die beiden Bräute nämlich am Buffet eine offene Feldschlacht geliefert. „Schade um den Nudelsalat!“ erinnerte sich Delle schmunzelnd. Franz stöhnte und erhob sich unsicher. „Dann will ich mal wieder zurück nach Kitzbühel, die Heidi trösten.“ Paule, ganz alter Kumpel: „Soll ich dich fahren?“ Der Kaiser winkte ab. „Na, bin mit dem Hubschrauber da!“ Und weg war er. Wir saßen noch länger zusammen: Klarer Fall, jetzt war der Freundeskreis gefragt, der Heidi war übel mitgespielt worden, da war eine Soliparty bei Franz auf der Hütte überfällig. „Ruf Waldi an! Der soll das organisieren“, kommandierte Paul. Delle klingelte sofort durch.„Privatbrauerei Hartmann“, meldete sich unser Urviech, ewig der gleiche Gag. Delle schilderte unser Vorhaben, Waldi war gleich Feuer und Flamme, versprach: „Für Heidi tu ich alles!“ Und in der Tat traf sich am nächsten Samstag am Fuße des Hahnenkammes eine illustre Expeditionsgesellschaft zum Aufstieg zu Franzens Almhütte. Wer da nicht alles dabei war: Die Schlüpferstürmer aus München um Käfer Junior, die Zwangspensionisten vom OK, eine Abordnung aus Hamburg mit Extremleber Uwe an der Spitze, dann die komplette Clique und schließlich die verrückten Hühner aus dem Pascha. Da war heute abend wieder Nacktrodeln angesagt, hehe. Insgesamt eine gute Hundertschaft, allesamt prächtig gelaunt, schließlich hatte die Meute bereits den ganzen Vormittag bei Paule vorgeglüht. Parole Lattek!

Nun konnte es also losgehen. Unter donnernden „Heidi, Heidi“-Rufen ging es den Berg hinauf. Ordentliches Marschtempo, selbst Müwo machte in seinen Bundschuhen ordentlich Meter. Nur Trollinger machte uns Sorgen. Nach einer halben Stunde
hatte unser Alterspräsident bereits eine komplette Batterie Erfrischungstücher auf dem Gewissen, nun ächzte er schwer und gab mächtig an: „Lasst mich zurück, Jungs, die Mission ist wichtig!“ I wo, Waldi wusste einen Ausweg und drückte dem gute Mann die Breitnersche Frischebox zwischen die Kiemen. Und tatsächlich: Paules Wässerchen wirkte Wunder: „Weiter geht’s“, kommandierte Troll plötzlich mit fester Stimme und marschierte eifrig voran.

Nach drei Stunden Fußmarsch ging die Gesellschaft allerdings langsam auf dem Zahnfl eisch, nur Delle, die alte Hundelunge, war immer noch erstaunlich fi t. „Kann sich nur noch um Stunden handeln“, witzelte er, typisch Gerd mit seinem
Sparkassenhumor. Konnte tatsächlich nicht mehr allzu weit sein, ich lugte um den nächsten Felsvorsprung. Und wer sagte es denn, da lag sie, des Kaisers noble Hütte. Und der Hausherr kam uns winkend entgegen. Obwohl, so richtig freudig erregt wirkte der Franz nicht, ganz im Gegenteil. Paule Breitner wandte sich an Waldi. „Du hattest ihm doch Bescheid gesagt, dass wir kommen“, fragte er prüfend. „Nicht direkt“, stammelte Waldi. „Er wird schon nix dagegen haben.“ Hatte er aber, wutschnaubend kam der Kaiser angestiefelt. „Was wollt ihr hier?“ Paule kleinlaut: „Wir dachten, die Heidi...!“ Franz energisch: „Die Heidi braucht Ruhe! Also, schleicht‘s euch!“ Wir blickten uns verdutzt an. Herrgott, war der Franz verspannt. Aber bitte, wir wollten uns nicht aufdrängen. Dann gab es eben eine Soliparty für Sybille. Der war schließlich übel mitgespielt worden.