Slowenien? Nicht mit uns! von Philipp Köster

Soviel stand fest: Slowenien, nicht mit uns. Wir kannten schließlich den Ostblock. Definitiv keine akzeptablen Puppen am Start, außerdem laborierte ich noch immer an dem teuflischen Zwölfender-Magengeschwür, das mir Raducanu auf unserer legendären „Wir geben Buka den Rest“-Tour mit seinem selbstgebrannten Magenputzer verpasst hatte. Am nächsten Morgen standen wir allerdings doch wieder mit der kompletten Sondereinheit am Gate, Troll hatte uns rumgekriegt, auf die ganz billige Mitleidstour. „Soll ich etwa mit Theo den ganzen Abend Fachinger saufen?“ Konnten wir Troll natürlich nicht antun. Und außerdem, die Reise fing schon blendend an. Waldis Kristall-Batterie ging für einen großen Blauen an die Wachmannschaft ohne Problem durch die Kofferleuchte. Und auch bei der Mannschaft war die Stimmung prächtig, als die Clique den Flieger enterte. „Günter, Günter“, johlte die bereits prächtig gelaunte Koma-Crew um Arne und Shaggy, die Kojoten hatten also schon vorgebrannt, bei Owo klimperten die Flachmänner unterm Sitz. Vorbildlich! Da wächst was heran! Kahnemann räumte ohne langes Zucken den Fensterplatz und wir gaben der kompletten Meute die hohe Fünf. Mike Ballack kam dann gleich hektisch vom Ecktisch: „Jungs, den Fernet dabei?“ Daumen hoch von Delle, Ballack lehnte sich erleichtert zurück. Wer mal wieder überhaupt nicht auf uns klar kam, war die Frisur. „Ich dachte, die Vögel haben Hausverbot“, mopste sich Jogi, als wir Niersbach und die Otto-Fleck-Posse begrüßten. „Füße still, Assistent, sonst hab’ ich gleich Flugbier für dich!“ Da war Ruhe und Zeit für die große Waldi-Gaudi, ein Dienstbier für alle aus Waldis legendärer brauner Ledertasche. In Slowenien lief dann das normale Programm. Onkel Jürgen zog die komplette Show für die Journaille ab. Alle schön am mitschreiben, als ihnen Höller Junior schwerstens einen vom Pferd erzählte, Motivations-CD, Weltmeister, laberlaberlaber. Wir wussten es natürlich besser, hatten schließlich Ölig Bierhoff am Counter getroffen. „Jungs, die CD ist der absolute Hammer“, grinste der Manager, „ausschließlich exklusive Erotik-Pics. 300 scheckheftgepfl egte Bunnies, gestern aus dem Netz gesaugt. Könnt das Teil übrigens bei mir bestellen!“ Gebongt, Waldi verschwand gleich mal für eine kleine Handentspannung auf der Doppelnull. Ohnehin machten sich die Jungs gerade auf den Zimmern die Flöte frisch, vorher hatte es noch schnell die Teambesprechung gegeben, wichtige Ansage von Käptn Mike: „Diesmal sind alle in der Pflicht, Jungs.“ In der Tat, ein zweites Rumänien durfte es keinesfalls geben. In Bukarest hatte nur Ballack bis zum Frühstück durchgehalten. Die anderen Vollspaten hatten alle noch vor dem siebten Fernet das Klappmesser gemacht. Alles voll im Café Waagerecht. Beschämend, wie hatten wir bitte vor Raducanu dagestanden. Die nächsten zwei Stunden hingen wir dann in der Suite ab, Troll legte sich gleich in der Badewanne ab, wir zogen uns das Kristall von Waldi in die Schläuche und schauten beim Bezahlkanal vom Hotel-TV vorbei. Aber mal wieder typisch Warschauer Pakt, statt Action nur Kuschelkuschel und ödes Gequassel auf slowadingsbums. „Passiert da langsam mal was“, murrte Waldi und nestelte unschlüssig an der Gürtelschnalle. Da klopfte es an der Tür und Delle linste durch den Türspalt, aber wir hörten schon Mike von draußen rufen: „Abfahrt in fünf Minuten, die Jungs sind heiß!“ Und in der Tat, fünf Minuten später fuhren wir mit vier Taxen und ordentlich Stundenkilos in die Stadt. „Wie heißt das Kaff?“, fragte Ölig in die Runde. Ratlose Gesichter. Auch nicht so wichtig! Waldi und ich waren Teamleiter im ersten Wagen, Delle führte mit Bela vom ZDF und Onkel Jürgen die zweite Crew, Shaggy und Ballack die dritte. Um es kurz zu machen, der Abend: ein Träumchen. Gleich in der ersten Absteige machten wir dem Wirt die Fässer komplett leer, anschließend schmiss Kahnemann in einer Topless-Bar eine Lokalrunde und gab Zunge für die Wirtin. Alles kann, nichts muss! Erst um acht Uhr schlugen wir unter großem Hallo wieder im Hotel auf, Bierhoff gab Schulter und schön mit der Raupe an Jogis Zimmer vorbei. „Wenn der jetzt rauskommt, kriegt er einen Herzschlag“, gluckste Mike. Um halb neun hatten wir den vollstrammen Shaggy endlich ins Bett geworfen, Ölig baute noch schnell eine Tüte. „Eigenanbau!“ prahlte er. „Lässiger Abend“, meinte Delle, wir nickten. „Reif für die WM, die Truppe!“


Back